Autoren und Besucher spenden für „Deutschland hilft“
Autoren und Besucher spenden für „Deutschland hilft“
Leseabend in einer Vollmondnacht am Tettnanger Schloss bringt 189 Euro für Flutopfer
Der Artikel ist am 4.8.2021 in der Schwäbischen Zeitung Tettnang mit einem anderen Foto erschienen. Das Gruppenfoto ist vor der Lesung entstanden.
Tettnang (sz) - Die Autorengruppe „Texte am Abend“ (Literarische Vereinigung Signatur Tettnang e.V.) hat mit den Gästen ihrer zweiten Sommerlesung am Tettnanger Schloss 189 Euro für Flutopfer eingespielt.
Zuerst aber banden die Autoren eigene Texte und Poesie zu einem bunten Sommerstrauß. Die Aussichtsterrasse auf der Schlossrückseite und einem aufgehenden Vollmond zum Ende des kurzweiligen rund zweistündigen Leseabends bot dafür das perfekte Ambiente. Helga R. Müller, die diese Aufgabe für ihre Autorengruppe übernommen hatte, begrüßte zahlreiche Gäste und acht Autoren aus Tettnang und dem Umland. Um die Autoren vorzustellen, schlug sie über Herkunft und Werdegang der Schreibenden einen mit sommerlich launigen Erklärungen versehenen Bogen.
Der Weingartner Lyriker Ottmar Meschenmoser eröffnete den Reigen mit drei melancholischen Stücken, bevor er mit „Sommerzeit am See“ die Stimmungslage drastisch veränderte. Beim launigen Reimen ging es nun um einen stressbehafteten Badetag am Bodensee. In seinen Versen schien sich manch gutgelaunter Besucher wiederzuerkennen.
Bianca M. Schenk aus Lindau wechselte zwischen zwei Minutengedichten zu einer Fantasiegeschichte und beendete ihre Lesezeit mit einem Gedicht, an die Schreibweise von Heinz Erhardt angelehnt. Bei der „Braut die sich nicht traute“ waren die Lacher in den Reihen bei dieser witzigen Parodie unüberhörbar.
Diemut M. Bek aus Nieratz bei Wangen las drei Kurzerzählungen über Menschen in den Fänger der Welt und der Umwelt. Danach nahm sie die Zuhörer mit „Sunset Boulevard“ in eine düstere Zukunftsvision mit, die mit der Angst vor dem Alter spielte.
Dorothea Neukirchen aus Friedrichshafen überraschte die Besucher mit einer ausgezeichneten Geschichte aus ihrem Kurzgeschichtenbuch. Gelungen auch die Überleitung zur zeitgemäßen Geschichte „Luise und der Fortschritt“, in der die Protagonistin über die Abschaffung alter Technologien sinniert.
Im Corona-Lockdown gingen nicht nur die Lichter in den Geschäften, sondern oft auch die Ideen für neue Texte aus. Die Tettnangerin Rita Schade füllte diese besonders stille Zeit mit Pinselschwüngen. Die ausgestellten Bilder an der Schlossmauer werteten die Lesung farblich auf und fanden ebenfalls Anklang bei den Gästen. Marion Pesce aus Tettnang resümierte dann eine Alltagsgeschichte. In der Perspektive eines Teenagers betrachtete sie den Badetag mit nervigen kleineren Geschwistern. Im zweiten Text erweckte sie mit „Gartensommer“ den Garten zum Leben. Frei nach dem Motto - Hurra mein Garten lebt.
Die Fränkin Rita Schade aus Tettnang formulierte verschiedene Situationen, die ihr in ihrem langjährigen Fotografenalltag begegnet sind. Der Schlosshof war von Gelächter erfüllt, wie sie vom „Hund Wuzerl“ erzählte und wie schwierig es ihr als Anfängerin fiel, das „Hundsvieh“ richtig vor die Linse zu bekommen. Oder von der alten Dame, die sich für „Passbilder“ auch unten herum perfekt anzog. Margrit Wolf aus Tettnang führte die Zuhörer in eine Lebensgeschichte. In „Das rote Ungetüm“ erzählt eine vernachlässigte Frau, während dem Warten am Kofferband, von ihrem Leben, von ihrem Mann und der Rolle des Uraltkoffers. Dabei konnte man alles nachvollziehen und die Pointe freute selbst die selbstständigen Frauen von heute. Das zweite Lesestück verführte die Anwesenden mit der Magie der irischen Landschaft.
Helga R. Müller aus Tettnang beendete die Leserunde mit einem zur abendlichen Situation passenden „Vollmondmärchen“. Mit einer märchenhafte Stimmungslage über die Liebe des Monds und seinen Anstrengungen bot sie den Besuchern einen ruhigen Ausklang. Ein zauberhafter Moment, der mit dem aufgehen des Vollmonds im Rücken der Lesenden für die perfekte Wirkung sorgte.
Bild zur Meldung: Teilnehmer der Sommerlesung (von links, hinten) Marion Pesce, Diemut M. Bek, Ottmar Meschenmoser, Bianca M. Schenk, Helga Müller. Vorne, von links: Rita Schade, Margrit Wolf und Dorothea Neukirchen. Foto: Signatur e.V.