Link zur Seite versenden   Druckansicht öffnen
 

Signaturautoren sorgten für interessanten Leseabend

07.11.2022

Erschienen am 18. November 2022 in der Schwäbischen Zeitung Tettnang:

"HerbstLeser" brachten eigene Werke zu Gehör

Meckenbeuren – Die Autoren Manfred Aumiller, Rita Schade und Johannes Richter, allesamt Mitglieder der literarischen Vereinigung Signatur, haben am 7. November 2022 in der Bücherei Meckenbeuren eigene Werke vorgetragen.

Manfred Aumiller aus Tettnang brachte Gedichte zu Gehör, die er verteilt über den Abend las, wobei er mit dem Text „Spinnentier“ begann. „Ich habe mir Gedanken zur Umwelt gemacht“, sagte er und ging in seinen weiteren Lyrikbeiträgen auf den Herbst am See und dem damit verbundenen Jahreszeitenwechsel ein: „Bald ist auch letztes Grau versunken, gnädig verdeckt vom ersten Schnee“, gab er preis. Dass das Nebelgrau nicht über allem liegt, umschrieb er in dem Gedicht „Tao für Anfänger“ und stellte gleichzeitig die Frage: „Hast du heute schon gelacht?“

Rita Schade, ehemals Fotografenmeisterin, ist es gewohnt, ihre Mitmenschen wachen Auges, quasi durch die Kameralinse, zu beobachten und ihre Wahrnehmungen zu Papier zu bringen. Einfühlsam erzählte sie von einem jungen, gut durchtrainierten Mann, der im Rollstuhl saß und ihr einen Auftrag für Hochzeitsfotos erteilte. „Als der Tag der Hochzeit kam, die Ladentüre geöffnet wurde und ich sah, wie der Bräutigam mit größter Kraftanstrengung aufrecht und mit leuchtenden Augen auf mich zukam, war ich vom Anblick der Erscheinung zutiefst berührt“, so Schade. „In diesem Kraftakt steckte die ganze Liebe für seine Frau“, blickte die Autorin emotional zurück.

Die Werke von Johannes Richter aus Friedrichshafen berührten thematisch tiefgründig. Mitgebracht hatte er einen Mythos, „der auch als Märchen erzählt werden kann“, so der Autor. In „Warum Ena hochkletterte“, ging es um die ersten Menschen, die weder Finger noch Zehen hatten, oft streichelten, nie schlugen und in einer Welt lebten, die ihnen freundlich gesonnen war. Dann änderten sich jedoch die Zeiten des Sanftmuts und Ena bekam die Aufgabe, auf einen hohen Baum zu klettern, um die Götter um Hilfe zu bitten. Als Ena von den niederen Göttern zurückgebracht wurde, spürte sie Finger und Zehen an den Enden ihrer Gliedmaßen, aber nur einen kleinen Rest des Sanftmuts in sich, nicht größer als die verbliebene Fläche ihrer Hand. „Dies ist die neue Zeit, die sich verteidigt statt zu vergeben, die erobert statt zu ergänzen und in der stets ein Finger auf die Schuld der anderen weist“, gab Richter den nachdenklich wirkenden Gästen mit auf den Weg.

 

Bild zur Meldung: Die Autoren Rita Schade, Manfred Aumiller und Johannes Richter (von links) haben in der Bücherei Meckenbeuren Lyrik und Prosa vorgetragen. Foto: Angelika Banzhaf