Literatur zwischen Hamlet und Hammel

30.01.2017

Literatur zwischen Hamlet und Hammel

50. Textabend: Kleines Jubiläum für das Forum innerhalb von Signatur

 

Tettnang (wm) „Textabend – Abendtexte“, das von Heinz Lieber gegründete Forum innerhalb der literarischen Vereinigung Signatur hat jüngst zum 50. Male in Tettnang im Hotel Bären stattgefunden.

 

Einmal im Monat treffen sich ein gutes Dutzend schreibfreudiger Autoren, Hobbyschriftsteller und Literaturfreunde, um die eigenen Texte vorzutragen und um sich gegenseitig Anregungen zu geben. Jetzt am Mittwoch – beim 50. Treffen – war es ein wenig anders als sonst. Heinz Lieber, der die Abende moderiert, überraschte seine Literaturfreunde mit einem Sektempfang. Er selbst freute sich über den Besuch der Vorstandsmitglieder von Signatur, Angelika Banzhaf und Lorenz Göser. Die Vorsitzende Angelika Banzhaf würdigte in ihrer Rede die Initiative, denn „was im Jahr 2011 von Heinz Lieber ins Leben gerufen wurde, erfreut sich inzwischen großer Beliebtheit“.

Von den Mitgliedern „Textabend – Abendtexte“ wurde dem Moderator ein Buch mit dem hinterlistigen Titel „Mach dieses Buch fertig“ geschenkt und falls sich dabei mal die berüchtigte „Schreibblockade“ einstellen sollte, gab es gleich noch eine Flasche Rotwein dazu.

Heinz Lieber gab dann noch zwei Termine und Orte für Lesungen der Teilnehmer bekannt – am 11. März in der Kultur Bar Impuls in Weingarten und am 2. April die Lesung „April, April“ im „Ritter“ in Laimnau.

Aus dem Kreis der Wortkünstler wurde dann noch ein Konzept für eine eventuelle Anthologie vorgestellt, die in diesem Jahr erscheinen sollte. Danach konnten die Literaturfreunde endlich aus ihren Werken rezitieren. Wie meistens machte der Lyriker Ottmar Meschenmoser aus Ravensburg den Anfang. Mit seinem Gedicht „Auf kalten Sternenpfaden“ nahm er sich die aktuelle Kälte in vollendeter lyrischer Sprache zum Thema. Rita Schade erzählte in ihrer Kurzgeschichte „Statt Bett“ vom Traum eines eigenen Bettes. „Konkurrenz“ lautete der Titel des Gedichtes von Manfred Aumiller, das von Affen in jeglicher Form humorvoll verstohlen daher kam. Zwei kurze Gedichte von Beate Kamenisch aus dem Reich der Tiere mit den Titeln „Das Testament“ und „Karneval der Tiere“ waren ziemlich heiter, zumal auch Motten in einem Todesfall alles bestens geregelt haben wollen.

„Behindert – Nichtbehindert“

 

Der Jüngste in dem Kreis mit 16 Jahren ist Johannes Kinzler, der eine Geschichte vorlas, die er bei einem Schreibwettbewerb eingereicht hat und mit der er unter die ersten 30 gekommen ist. „An den Jungen mit eisernem Willen“ hieß seine Geschichte und erzählte von Hitlerjungen, einem SS-Offizier, vielen Wiedersprüchen, Differenzen mit den Eltern und hinterließ einen tief bewegenden Eindruck. Gertrud Braun las aus ihrem Werk „Plädoyer für die Musik“, das sich launig und vergnügt zeigte. Ein kurdischer Fugenfachmann hat den Unterschied zwischen Hammel und Hamlet nicht richtig verstanden; kurios und einfach amüsant die Geschichte von Margrit Wolff. Gesina Hünickes Geschichte „Behindert – Nichtbehindert“ ließ anhand Kevins Taten oder Nichttaten die Frage offen, wer eigentlich behindert ist. Eyke Barbara Köhler las ihren Text vor, den sie zu einem eigenen abstrakten Bild geschrieben hat. „Der Frieden ist eine Schnecke“ korrespondiert in brillanter Weise mit den gemalten Werk. Ein poetisches Frösteln gab es bei Bianca M. Schenk, weil sie die kalte Jahreszeit zu einem Gedicht inspiriert hat mit dem Titel „Winterzeit“.

 

 

„Das Mörderhaus“, eine undurchsichtige Beziehungsgeschichte mit doppelter Weiblichkeit, Eifersucht und langen Beinen, einer fast surreal anmutenden Atmosphäre, ließ Raum für fantastische und kriminelle Gedankenspielereien. Diemut M. Bek spielte virtuos auf der Klaviatur von schicksalhaften dunkel gefärbten Traumszenarien.

Berührende Twitternachricht

 

Wolfgang Mach nahm sich der Twitternachricht vom 13. Dezember 2016 der siebenjährigen Bana Alabed aus Aleppo an. Sie twitterte: „Dies ist mein letzter Moment, in dem ich lebe oder sterbe.“ Sein Gedicht lautete „Verlorene Morgenröte“. Den literarischen Abschluss machte Ottmar Meschenmoser mit seinem Gedicht „Postfaktisch“.

 

Text: Wolfgang Mach, erschienen am 30.1.2017, Schwäbische Zeitung Tettnang

 

Bild zur Meldung: Gemeinsam feiert die Textabend-Autorenrunde der literarischen Vereinigung Signatur am Mittwoch das 50. Treffen. Lobende Worte hierfür gibt es für und von Moderator Heinz Lieber (Vierter von links). Foto:Angelika Banzhaf