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Zu schade für die Schublade

21.06.2015

Beim monatlichen Hobbyliteratentreffen „Textabend-Abendtexte“ kommen Werke ans Licht, die zu schade für die Schublade sind

 

Von Helga Müller

 

Tettnang – Das literarische Signatur-Forum „Textabend – Abendtexte“ macht bis September 2015 Sommerpause. Bevor die Gruppe in die Ferien startet, hat sie sich im Juni 2015 im Hotel Bären zum 38. Mal getroffen, um die Zeit (vor)lesend miteinander zu verbringen.

Die Mitautoren lauschten allerlei Gereimtem und Gedichtetem. Heiterere oder nachdenkliche Poesie war ebenso vertreten, wie skurrile Traumbilder, die sich um eine orientalische Schönheit verdichteten. Ein Tagebucheintrag erzählte von einem lauen Frühlingsmorgen im Garten, während andere Geschichten Alltägliches beschrieben. Dabei war der Bahnstreik der letzten Wochen ebenso Thema, wie der Lindauer Lebensmittelladen, in dem rote Tomaten leuchteten oder die neue Bäckerei, in der die Verkäuferin ratlos der Frage nach Knödelbrot gegenüberstand. Ganz Ohr lauschten sie dem jüngsten Teilnehmer der Runde, der sie in eine spannungsgeladene Jugendgeschichte hineinzog, die in einem südamerikanischen Gefängnis angesiedelt war. Doch dem nicht genug, der vergangene Mittwoch war facettenreich wie selten zuvor und die Teilnehmer waren von der gesungenen und gesprochenen Ballade begeistert, die ihnen die Geschichte der Stadt Wangen näherbrachte. Am Schluss beschäftigte die Teilnehmer die Episode einer Beobachtung, in der junge Mädchen einen Einsamen aus seiner Lethargie lösten und dafür die spendierten Süßigkeiten annahmen. Nach Tagen schritt ein Mann ein, unterband die Ausnutzung, – doch nun starrte der Alte weiter ins Leere, ohne von dem sinnlosen Schauen ins Leben zurückgeholt zu werden. „Dürfen wir uns immer einmischen?“, so die Frage des Erzählers.

 

Mit den monatlichen Textabenden hat die literarische Vereinigung Signatur eine Plattform geschaffen, die die Teilnehmer antreiben soll, nicht nur für die Schublade zu schreiben, sondern für ihr Publikum, das die Texte durchaus hinterfragt, darüber diskutiert, ohne sie jedoch niederschmetternd zu bewerten, umschreibt Moderator Heinz Lieber die Treffen. Lieber lege großen Wert darauf, dass keiner der Schreibenden den Mut verliere. Am Mittwoch richtete er das Wort schmunzelnd an die Vortragenden: „Sie werden es an den Gesichtern der anderen sehen, ob ihr Text überzeugen konnte.“ Lieber ist zudem der Überzeugung, dass eine konstruktive Kritik jeder Schreiber annehmen solle und könne, um seine Schreibweise und seine Texte zu verbessern. „Nicht umsonst kommen viele Stammleser gerne Monat für Monat nach Tettnang“, freut sich der Moderator.

 

Bild zur Meldung: Hobbyschriftsteller am 17. Juni 2015 vereint in fröhlicher Runde von links: Bianca Schenk, Helga Müller, Gereon Rixius, Wolfgang Mach, Ottmar Meschenmoser, Heinz Lieber, Diemut Bek, Gundula Steinmann, Theo Thesing, Margrit Wolff, Johannes Kienzler und Di