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Signatur e.V.-Jury-Mitglied Hajo Fiskus gewinnt Schreibwettbewerb des Kulturforums Isny

19.04.2011

„Annahme verweigert“, aber nicht die der Preise


NEUTRAUCHBURG / sz 75 Einsendungen von Erwachsenen und drei von Schülern sind anlässlich des diesjährigen Schreibwettbewerbs beim Arbeitskreis Literatur des Kulturforums Isny eingegangen. Die sechsköpfige Jury hat das literarische Material gesichtet und die bestplatzierten Autoren am Sonntag während des Literatur-Frühschoppens im Berggasthof Haldenhof zum Abschluss der Isnyer Literaturtage vorgestellt. Alle Lesungen der vergangenen zehn Tage seien sehr gut besucht gewesen, blickte Kulturforumsleiterin Annette Sturm in ihrer Begrüßung zurück.

 

Und auch am Sonntag konnte sich der Frühschoppen über einen wahren Besucheransturm freuen. Walter Braun von der Kreissparkasse Ravensburg, die die Literaturtage unterstützt, hob den kulturellen Tiefgang dieser Veranstaltungsreihe hervor. „Annahme verweigert“ lautete das Thema, welches die Preisträger auf sarkastisch-bissige und gesellschaftskritische, auf erzählerische, humorvolle und nachdenklich machende, lyrische und wortverdreherisch raffinierte Weise angegangen sind.

 

Stefanie Kemper im Wechsel mit Herbert Pfeiffer moderierte den Vormittag mit Angaben zu den Autoren und ihren Werken.

 

Nachdenklich stimmte die Kurzgeschichte „Aussicht in Weiß“ von Dr. Helmuth Scheel aus Wangen. Er eröffnete als Drittplatzierter den Reigen der Gewinner mit einem leisen poetischen Text über die Begegnung mit der dementen Mutter. „Du bist mir ein Rätsel“, entgegnet sie dem Sohn, schaut aus dem Fenster und verweigert so die Annahme seiner Hilfe.

 

Von den 17 eingesandten Gedichten erklärte die Jury „Bär fängt Forellen“ von Dieter Mross aus Bad Grönenbach zum Besten. „Wäre es möglich, dass ich gar nichts sage?“, reagierte Pfeiffer spontan auf die Eindringlichkeit dieser Zeilen. Gerichtet an den Vater und dessen Pranken, die alles konnten, nur nicht den Sohn ein einziges Mal umarmen. Und der „Platz Eins-Text“?

 

Der kommt von Hajo Fickus, der, so Kemper, schon oft den Isnyer Schreibwettbewerb gewonnen habe. „Stimmt gar nicht, nur einmal!“, konterte dieser sofort und legte los – lautstark in ungebrochenem Redeschwall mit „Die Annahme“ als rasend schnelle Parodie auf einen Beamten, der sein Gegenüber nicht zu Wort kommen lässt. Furios, wie er dieses wortgewaltige Gewitter auf „Ich will, darf, muss annehmen, also nein, nehmen Sie doch mal Vernunft an“ über das Publikum ergoss. Annahme total verweigert, aber nicht den ersten Preis. Den nahm Fickus dankend entgegen.

 

(Schwäbische Zeitung online 19.04.2011)