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Autorentrio bietet großen Hörgenuss

04.11.2024

Signatur präsentiert „HerbstLeser“ in Meckenbeuren

Meckenbeuren - Für einen spannenden Abend haben am 4. November 2024 Lorenz Göser (Kressbronn), Hajo Fickus (Wangen) und Dorothea Neukirchen (Friedrichshafen), allesamt Signatur-Mitglieder, bei der dritten Auflage der Signatur-Lesereihe „HerbstLeser“ in der Bücherei Meckenbeuren gesorgt. 

Dorothea Neukirchen las aus ihrem Buch „von Liebe und anderen Auswegen“. Dabei gelang es ihr, Zwischen-menschliches in berührenden Sprachbildern zu veranschaulichen. So beispielsweise in ihrer preisgekrönten Kurzgeschichte „Beichte“, in der die junge Marte einem fremden, elegant gekleideten Mann begegnet, der – Fähregast wie sie – ihr während der Überfahrt nach Romanshorn seine Lebensgeschichte anvertraut, um am Zielhafen, stets anonym geblieben, mit einem kurzen „danke fürs Zuhören“ von Bord zu gehen. In ihrem zweiten Text „Gehen“ erfuhren die Zuhörer vom noch verheirateten Dietrich, der nach misslungenem Rettungsversuch seiner Ehe wieder zu seiner Geliebten zurück möchte.

In der Erzählung „Der Zustand“ schilderte Hajo Fickus eindrucksvoll die schleichende Identitätsentwicklung eines ehemals schlichten Bürocomputers, der im Bewusstsein neu erworbener Fähigkeiten das ihm innewohnende Gefahrenpotential erkennt - wobei, so heißt es im Text; „Ich nicht einmal mehr den Moment bestimmen kann, an dem ich meinen veränderten Zustand bemerkt habe“. 

Mit „Premierenauftritt“ legte Fickus die Gefühlswelt von „Tillmann“ offen, der, von Lampenfieber geplagt, seinen Theaterauftritt absagen wollte. Doch dann flammten die Scheinwerfer auf, er stürmte auf die Bühne und spielte wie eingeprobt – nur ein „ganz klein bisschen besser“. 

Dem facettenreichen Leben von Editha Spiegel hatte sich Lorenz Göser gewidmet. Seine Erzählcollage „Von der Wiederentdeckung einer Schriftstellerin“ begann er anschaulich mit der Durchsicht restlicher Papiere, nachdem Bewohnerin Spiegel ins Altersheim ging. Daraus entfalteten sich überraschende Einblicke: So hatte die 1915 in Berlin geborenen Spiegel schon vor 1938 vier biographische Romane geschrieben, war während des Kriegs in Tirol und hatte nach 1946 zehn ruhige und turbulente Jahre samt Hunden in einem Peilhaus in den Kressbronner Iriswiesen gefunden - bis zur „Vertreibung durch Naturfrevel“. Der folgte ein Ausweichen auf eine Vorarlberger Hütte, mit häufigen Pendelfahrten nach Berlin, bis Spiegel im Alter wieder nach Kressbronn zog. 

 

 

Bild zur Meldung: Von links: Judith Tinnacher (Büchereileiterin), Dorothea Neukirchen, Hajo Fickus und Lorenz Göser. Foto Michael Tinnacher